...

Bin ich einfach müde – oder schon im Burnout?

Erschöpfung gehört zum Leben – aber manchmal fühlt sie sich anders an. Tiefer. Schwerer. In meiner Praxis begegnen mir immer wieder Menschen, die sich fragen: Ist das noch normale Müdigkeit – oder bin ich bereits im Burnout? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Aber sie ist wichtig. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen helfen, die feinen Unterschiede zu erkennen – und den Mut zu finden, hinzuschauen.
Table of Contents

Wie Sie erkennen, ob Ihre Erschöpfung mehr ist als nur Stress

Sie sind erschöpft. Nicht nur körperlich – sondern innerlich. Sie funktionieren, aber fühlen sich leer. Sie machen weiter, aber spüren sich kaum noch. Vielleicht fragen Sie sich: Ist das normal? Ist das einfach der Alltag? Oder bin ich schon im Burnout?

Diese Frage stellen sich viele Frauen – oft viel zu spät. Denn Burnout beginnt nicht mit einem Zusammenbruch. Es beginnt leise. Mit einem Gefühl von „Ich kann nicht mehr – aber ich muss weiter“. Und mit dem Gedanken: „Andere schaffen das doch auch.“

In diesem Beitrag erfahren Sie:

  • Was Burnout wirklich ist – jenseits von Stress
  • Wie Sie die frühen Warnzeichen erkennen
  • Warum gerade Frauen besonders gefährdet sind
  • Welche inneren Muster Burnout begünstigen
  • Wie Sie sich selbst wieder wahrnehmen können – bevor Sie ausfallen

Was ist Burnout – und was nicht?

Burnout ist kein Modetrend. Es ist ein ernstzunehmender Zustand emotionaler, körperlicher und mentaler Erschöpfung, der entsteht, wenn Belastung über lange Zeit nicht ausgeglichen wird.

Burnout ist nicht einfach „viel Stress“. Es ist das Ergebnis von Daueranspannung, fehlender Selbstfürsorge und innerer Entfremdung.

Typische Symptome:

  • Tiefe Müdigkeit, die durch Schlaf nicht besser wird
  • Gefühl von innerer Leere oder Gleichgültigkeit
  • Konzentrationsprobleme, Gedankenkreisen
  • Gereiztheit, Rückzug, emotionale Distanz
  • Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden
  • Verlust von Freude, Sinn und Selbstwert

Burnout ist ein Prozess – kein plötzlicher Zustand. Und je früher Sie ihn erkennen, desto besser können Sie gegensteuern.

Bin ich einfach erschöpft – oder schon im Burnout?

Viele Frauen fragen sich: Ist das noch normal? Oder bin ich schon „drin“?

Hier sind einige Unterscheidungsmerkmale:

MerkmalErschöpfungBurnout
DauerVorübergehend, nach BelastungChronisch, über Wochen/Monate
Regeneration möglich?Ja, nach Ruhe oder UrlaubNein, selbst nach Pausen bleibt Leere
Selbstwahrnehmung„Ich bin müde“„Ich bin leer“
Emotionale VerbindungNoch vorhandenRückzug, Gleichgültigkeit
Gedankenmuster„Ich brauche eine Pause“„Ich darf nicht schwach sein“

Wenn Sie sich in der Burnout-Spalte wiedererkennen, ist es Zeit, innezuhalten.

Warum gerade Frauen besonders betroffen sind

Burnout betrifft Menschen aller Geschlechter – aber Frauen sind besonders gefährdet. Warum?

1. Mehrfachbelastung

Viele Frauen jonglieren mehrere Rollen gleichzeitig: Beruf, Familie, Partnerschaft, Pflege, Haushalt, emotionale Begleitung. Sie sind oft die „unsichtbare Infrastruktur“ – und das über Jahre hinweg.

2. Gesellschaftliche Erwartungen

Frauen sollen empathisch, belastbar, organisiert, attraktiv, fürsorglich und gleichzeitig erfolgreich sein. Diese widersprüchlichen Erwartungen erzeugen einen ständigen inneren Druck.

3. Innere Antreiber

Viele Frauen sind geprägt von Glaubenssätzen wie:

  • „Ich muss stark sein.“
  • „Ich darf niemanden enttäuschen.“
  • „Ich muss alles im Griff haben.“
  • „Ich darf mich nicht beschweren.“

Diese inneren Stimmen führen dazu, dass Frauen ihre eigenen Bedürfnisse ignorieren – und sich selbst verlieren.

Die Dynamik hinter dem Burnout

Burnout entsteht nicht nur durch äußere Belastung – sondern durch innere Muster, die verhindern, dass Sie sich selbst schützen.

Perfektionismus

Der Anspruch, alles richtig machen zu wollen, niemanden zu enttäuschen, immer verfügbar zu sein – das ist der Motor des Burnouts. Perfektionismus ist kein Zeichen von Stärke, sondern oft ein Schutz vor Kritik, Ablehnung oder Kontrollverlust.

Typische Gedanken:

  • „Ich darf keine Fehler machen.“
  • „Wenn ich nicht perfekt bin, bin ich nicht gut genug.“
  • „Ich muss für alle da sein – immer.“

Mangelnde Grenzen

Viele Frauen haben nie gelernt, ihre eigenen Grenzen zu schützen. Sie sagen Ja – aus Pflichtgefühl, aus Angst vor Konflikten, aus dem Wunsch, niemanden zu enttäuschen.

Typische Verhaltensweisen:

  • Überstunden, auch wenn die Kraft fehlt
  • Ständige Erreichbarkeit – beruflich und privat
  • Aufgaben übernehmen, die andere ablehnen
  • Keine Pausen – weil „noch so viel zu tun ist“

Grenzenlosigkeit führt nicht zu Anerkennung – sondern zu Selbstverlust.

Selbstzweifel

Der Burnout wird oft begleitet von einem verzerrten Selbstbild. Frauen, die objektiv viel leisten, fühlen sich trotzdem „nicht genug“. Sie sehen nur das, was fehlt – nicht das, was gelingt.

Typische Gedanken:

  • „Ich hätte das besser machen müssen.“
  • „Ich habe versagt, weil ich nicht alles geschafft habe.“
  • „Ich bin nicht gut genug für diesen Beruf/diese Rolle.“

Diese Gedanken sind nicht nur belastend – sie verhindern auch Selbstwert und Freude.

Wege aus dem Burnout – zurück zu sich selbst

Burnout ist kein persönliches Versagen. Es ist ein Warnsignal. Ein Ausdruck davon, wie lange Sie funktioniert haben – oft über Ihre Grenzen hinaus. Der Weg zurück beginnt nicht mit einem radikalen Umbruch, sondern mit ehrlichen, kleinen Schritten.

1. Innehalten und anerkennen

Der erste Schritt ist, sich selbst einzugestehen: Ich bin erschöpft. Nicht schwach. Nicht undankbar. Sondern überlastet.

Hilfreiche Fragen:

  • Was brauche ich gerade wirklich?
  • Was würde ich einer Freundin in meiner Situation raten?
  • Was darf ich mir erlauben – ohne schlechtes Gewissen?

Anerkennung ist der Anfang von Veränderung. Sie müssen nicht sofort alles ändern – aber Sie dürfen beginnen, sich selbst wieder zu sehen.

2. Selbstfürsorge konkret gestalten

Selbstfürsorge ist mehr als ein Wellness-Wochenende. Sie beginnt im Alltag – mit kleinen Entscheidungen, die Sie wieder in Kontakt mit sich selbst bringen.

Impulse:

  • Pausen wirklich nehmen – nicht nur planen
  • Bewegung, Schlaf und Ernährung bewusst gestalten
  • Rituale für Entlastung und Regeneration entwickeln
  • Zeit für sich selbst einplanen – und verteidigen

Selbstfürsorge ist kein Luxus – sondern Voraussetzung für Präsenz. Sie dürfen sich selbst wichtig nehmen. Nicht erst, wenn alles erledigt ist – sondern jetzt.

3. Grenzen setzen und Nein sagen lernen

Viele Frauen haben nie gelernt, ihre eigenen Grenzen zu schützen. Sie sagen Ja – aus Pflichtgefühl, aus Angst vor Konflikten, aus dem Wunsch, niemanden zu enttäuschen.

Was hilft:

  • Klarheit über eigene Belastungsgrenzen
  • Übung im Nein-Sagen ohne Schuldgefühle
  • Reflexion über Rollenbilder und Erwartungen
  • Entwicklung neuer Kommunikationsstrategien

Grenzen sind kein Egoismus – sondern Selbstschutz. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass Sie langfristig gesund bleiben – und auch für andere da sein können.

4. Gedankenmuster erkennen und verändern

Burnout wird oft von belastenden Gedanken begleitet:

  • „Ich muss stark sein.“
  • „Ich darf mich nicht beschweren.“
  • „Andere schaffen das doch auch.“

Diese Gedanken sind nicht „wahr“ – sie sind erlernt. In der Therapie oder im Coaching können Sie sie hinterfragen und neue, gesunde Glaubenssätze entwickeln.

Beispiel: Aus „Ich muss alles im Griff haben“ wird „Ich darf auch mal loslassen.“ Aus „Ich darf keine Schwäche zeigen“ wird „Ich darf menschlich sein.“

5. Verbindung statt Rückzug

Burnout führt oft zu Isolation. Viele Frauen ziehen sich zurück – aus Scham, aus Erschöpfung, aus dem Gefühl, nicht verstanden zu werden. Doch Verbindung heilt.

Was hilft:

  • Gespräche mit Menschen, die zuhören – nicht bewerten
  • Austausch mit anderen Frauen, die ähnliche Erfahrungen machen
  • Therapeutische Begleitung, die Raum gibt
  • Online-Formate, wenn der Weg in die Praxis zu viel ist

Sie müssen nicht alles allein tragen. Und Sie dürfen sich zeigen – auch mit Ihrer Verletzlichkeit.

Fallbeispiel: Eine Frau findet zurück zu sich selbst

Frau M., 39, kam in meine Praxis mit Symptomen von emotionaler Erschöpfung: Müdigkeit, Gereiztheit, Rückzug, Schlafstörungen. Sie war beruflich erfolgreich, Mutter von zwei Kindern, sozial engagiert – und innerlich leer.

In der Begleitung arbeiteten wir an:

  • der Entlastung ihrer inneren Antreiber („Ich muss immer stark sein“)
  • dem Aufbau von Selbstfürsorge im Alltag
  • der Klärung ihrer beruflichen und privaten Rollen
  • der Entwicklung von Pausenritualen und neuen Gedankenmustern

Nach drei Monaten sagte sie: „Ich bin nicht weniger engagiert – aber ich bin nicht mehr getrieben. Ich darf müde sein. Ich darf Hilfe annehmen. Und ich darf mich selbst wichtig nehmen.“

Ressourcen

Psychotherapie anfragen

Coaching anfragen

Unterschied Erschöpfung vs. Burnout aus der Sicht einer Privatklinik

Über mich | Praxis für Psychotherapie und Coaching in Wuppertal | Helke Wieners

Helke Wieners

Gesundheitspsychologin, Systemischer Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis in Wuppertal und online.

Ich begleite Menschen in anspruchsvollen Lebenssituationen, bei psychischen Belastungen und auf dem Weg zu mehr innerer Stabilität, Selbstfürsorge und Klarheit.

In Unternehmen unterstütze ich Führungskräfte und Teams dabei, mentale Gesundheit wirksam zu verankern – durch 1:1-Begleichtung, Coachings, Workshops und Präventionsangebote im Rahmen des BGM.

Was meine Arbeit auszeichnet: psychologische Tiefe, praktische Klarheit und der Blick auf das Wesentliche – für gesunde Entwicklung im Leben und im Beruf.

Weitere Beiträge, die Ihnen gefallen könnten

Psychotherapie in Wuppertal | Privatpraxis Helke Wieners
Der Weg zur psychischen Gesundheit: Alles, was Sie über Psychotherapie in Wuppertal wissen sollten
Effektive Burnout-Behandlung in der Praxis für Psychotherapie und Coaching | Helke Wieners
Effektive Burnout-Behandlung: Nachhaltige Wege zur Erholung und Prävention
Essstörungen effektiv behandeln | Praxis für Psychotherapie und Coaching | Helke Wieners
Effektive Therapie bei Essstörungen – Emotionales Essen im Fokus